Bessere Entscheidungen treffen durch weniger Hintergrundrauschen

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Das Weber-Fechner-Gesetz

Wenn ich mit einem Freund telefoniere und mein Nachbar so laut Musik hört, dass ich kaum etwas verstehe, kann ich entweder meinen Freund bitten lauter zu sprechen oder das Zimmer wechseln, um die Musik nicht mehr (so laut) zu hören. Im ersten Fall erhöhe ich das Ausgangssignal. Im zweiten Fall reduziere ich das Hintergrundrauschen.

Der zweite Fall ist sinnvoller. Die Tonlage meines Freundes ist im Ursprung genau so laut wie sie sein soll und damit authentisch. Soll er lauter sprechen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Gespräch anders verläuft als geplant. Vielleicht kürzer oder auch aggressiver.

Dieses Phänomen wird im Weber-Fechner-Gesetz aus der Psychophysik beschrieben: Die Deutlichkeit eines Signals hängt von der Stärke des Hintergrundrauschens ab.

Sobald uns dieses Prinzip bewusst wird, erkennen wir es plötzlich in vielerlei Situationen:

  • Die Sterne sind erst sichtbar, wenn es auf der Erde dunkel wird.
  • Ich kann mich besser konzentrieren, wenn der Lärm von draußen abnimmt. Viele Autoren schreiben deshalb am liebsten früh am morgen oder in den Abendstunden.
  • Ich nehme erst richtig wahr, was meine Frau von mir will, wenn die Kinder nicht mehr schreien.

Innere und äußere Signale

Signale wiederum können von innen oder außen kommen. Ein gutes Zuhören erfordert einen ruhigen Raum – im weitesten Sinne. Ein gutes inneres Zuhören erfordert ebenso Ruhe bzw. wenig Hintergrundrauschen.

Deshalb ist eine innere Achtsamkeit so wichtig. Wer die Fähigkeit besitzt, sich mit innerer Achtsamkeit für einige Momente die äußere Welt vom Leib zu halten, hält auch das Hintergrundrauschen von sich fern. Diese innere Gelassenheit wiederum hilft, auf die eigenen inneren Signale – Bedürfnisse, Ideale, Zukunftsvisionen, usw. – zu horchen und damit letztlich bessere Entscheidungen zu treffen.

Literatur

Halko Weiss & Dyrian Benz: Auf den Körper hören. Hakomi-Therapie. Eine praktische Einführung