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Persönliche Kooperationskompetenz

Wie wichtig Kooperationen sind, habe ich in den vorangegangenen Artikeln umfangreich beleuchtet. Heute soll es um die Frage gehen:

„Wie steht es mit meiner Kooperationskompetenz?“

An diesem Aufhänger hängen nun wiederum weitere Fragen, die da wären:

  • Warum sollte jemand mit mir kooperieren?
  • Warum sollte jemand sein Wissen mit mir teilen?
  • Warum sollte mir jemand vertrauen?
  • Wie wirke ich auf andere, um dieses Vertrauen zu bekommen?
  • usw.

Wenn wir das Phänomen Kooperationsfähigkeit einmal beleuchten, kommen wir auf drei wesentliche Komponenten, warum Menschen eine Geschäftsbeziehung miteinander eingehen oder auch warum innerhalb eines Unternehmens die einen Kollegen zusammenarbeiten, während es andere nicht tun:

  1. Unabdingbar steht an erster Stelle die Kompetenz bzw. das Wissen, das ich habe oder eben nicht habe. Dieses Wissen entscheidet darüber, ob mein Gegenüber in mir einen Mehrwert sieht oder nicht. Leider können Sie aus dem Äußeren Ihres Gegenübers nur bedingte Schlüsse ziehen. Zu oft greift hier der sogenannte Halo-Effekt, indem von Doktor-Titeln, teuren Autos oder schicken Anzüge Kompetenzen abgeleitet werden. Doch wenn der Doktor-Titel weg ist, erscheinen manche Personen in einem ganz anderen Licht. Genau der gegenteilige Effekt ist vor unzähligen Jahren mit einem jungen Mann passiert, der von hochrangigen IBM-Managern als Programmier-As gecastet werden sollte. Der junge Mann kam ihnen während ihres Gesprächs nun doch als zu seltsam vor. Heute hieße es: ein echter Nerd. Mit so einem konnten sie sich eine Zusammenarbeit kaum vorstellen. Wahrscheinlich sprach hier der sogenannte Teufelseffekt (das Gegenteil vom Halo-Effekt) gegen eine Kooperation: Längere Haare, Pizzakartons und eine gewisse Verschrobenheit sprachen damals eher gegen große Kompetenzen. Heute sind wir alle ein weniger klüger (oder?). Der junge Mann hieß übrigens Bill Gates und hatte offensichtlich ein Handicap, das ihm kurzfristig schadete, aber langfristig nutzte!
  2. Aber vielleicht war es auch gar nicht die fehlende Kompetenzerwartung, sondern der ‚Kampf der Kulturen‘, womit wir bei der zweiten Ebene der Kooperationsfähigkeit sind: Sympathie und Offenheit. Nachdem ich dieses Thema v.a. von der Seite der Körpersprache aus schon intensiv beleuchtet habe, möchte ich an dieser Stelle untersuchen, was Sie tun können, um anderen die Entscheidung, mit Ihnen zu kooperieren leichter zu machen:
  • Als erstes ist es wichtig, die eigene Wahrnehmung stärker in Richtung Chancen und Möglichkeiten zu lenken, anstatt nur Probleme und Schwierigkeiten zu sehen. Die Welt ist nicht rosarot. Aber dennoch werden Sie in jedem Ihrer möglichen Partner eine Seite finden, der Sie etwas abgewinnen können. Und wenn Sie es außerdem schaffen, in jedem Problem eine Chance zu sehen, haben Sie bereits viel gewonnen. Auch hier lohnt sich ein Blick in Richtung Evolutionsbiologie: Die evolutionsbiologische Sichtweise von Parasiten betrachtet diese nämlich als Zwang, sich weiterzuentwickeln, um in der Zukunft besser mit solchen Angriffen umgehen zu können.
  • Ebenso wichtig ist eine allgemeine Offenheit und Neugier. Lassen Sie genügend Raum für die Ideen anderer? Fragen Sie, z.B. mit offenen W-Fragen, nach, wie die Sichtweise Ihres Gegenübers aussieht? Oder haben Sie bereits eine feste Meinung von allem? Natürlich ist dies immer von der Situation abhängig. Denn auf der einen Seite sollen Sie (als Experte) Kompetenz ausstrahlen, auf der anderen Seite aber genug Raum für die Meinungen anderer lassen. Aus diesem Dilemma gibt es einen eleganten Ausweg: Wissen ist immer kontextabhängig. D.h.: Sie können immer nur Experte für ein Wissen sein, das im Rahmen Ihres Unternehmens oder Ihrer Abteilung Sinn macht. Wie dieses Wissen auf das Unternehmen oder die Abteilung Ihres Partners oder Kollegen übertragbar ist, können Sie kaum wissen. Sie können Vermutungen anstellen, aber mehr auch nicht. Dies kann enorm entspannend wirken, wenn Sie sich eingestehen, dass Sie nicht alles wissen können. Doch genau das macht Sie sympathisch. Konkret bedeutet dies: Andere ausreden lassen, sie ernst nehmen, aktiv und aufmerksam zuhören (sich z.B. auch den Namen Ihres Gegenübers zu merken) oder Hierarchien vermeiden.
  1. Kommen wir nun zum dritten Punkt, ohne den die beiden anderen eine Farce wären: Ehrlichkeit, Echtheit, Authentizität, Verlässlichkeit,Transparenz und speziell für Führungskräfte noch die Fairness. Dieses Sammelsurium an Eigenschaften ist viel weniger bunt, als es im ersten Moment erscheint. Denn letztlich haben all diese Eigenschaften ein Ziel: Vertrauen zu schaffen. Was nutzt es schon, wenn ich jemanden sympathisch finde und auch weiss, dass eine Kooperation inhaltlich sehr fruchtbar sein könnte, wenn mich nicht darauf verlassen kann, dass er auch sein Wort halten wird. Damit wird dieser Punkt aber auch zum schwersten, da wir uns hier auch mit unseren Schwächen auseinandersetzen müssen. Ansonsten würden Sie anderen etwas (hochtrabend) versprechen, das Sie später nicht halten können. Dieser Punkt beinhaltet ebenso die Fähigkeit, Schwachstellen und Hindernisse anzusprechen, die andere nicht sehen wollen. Ehrlichkeit ist eben nicht immer bequem. Doch wie ein weiser alter chinesischer Spruch besagt, ist ‚Ehrlichkeit ohne Liebe (in unserem Fall eher Diplomatie) Brutalität‘. Dies sollte folglich keine Lizenz zum Querschießen sein. Und schließlich fällt hierunter auch ein so banaler Punkt wie Pünktlichkeit. Denn Pünktlichkeit ist streng genommen kein Zeitmanagementproblem, sondern eine Frage der Prioritäten, des Willens oder auch des rechtzeitigen ‚Nein-Sagens‘.

Vertrauen vs. Misstrauen

Vertrauen kann eine Menge Zeit sparen. Sicher: es ist nicht immer leicht, Vertrauen in Kollegen oder Mitarbeiter zu haben. Doch wenn es funktioniert spart es Zeit und Geld durch weniger Kontrollen und Regelungen. Und: Wenn Führungskräfte Ihren Mitarbeiter/innen Vertrauen entgegen bringen, unterstützt dies die Gestaltungsfreiheit und damit den Flow Ihrer Mitarbeiter/innen. Zudem sieht die Alternative des Misstrauens nicht eben berauschender aus: vertrauen heuristik

Wenn Sie als erster anderen Vertrauen entgegen bringen, können Sie natürlich auch auf Misstrauen der anderen Seite stoßen. Diese Ent-Täuschung kann allerdings dazu führen, dass sich Ihr Gegenüber geschmeichelt und verpflichtet fühlt, seine Schuld auch einzulösen. Jeder, der schon mal einen solchen Vorschuss bekam (einen Kredit, ein Buch bei ebay, das er erst später bezahlen musste, …), weiss um dieses Wiedergutmachungseffekt.

Natürlich kann es auch zu einer Überforderungssituation kommen. Diese kann jedoch leicht im Rahmen von offenen Feedbackgesprächen geklärt werden.

Die andere Seite sieht weniger rosig aus, da hier in jedem Fall ein (gemeinsamer) Misserfolg vorprogrammiert ist. Spannend in diesem Fall ist auch hier wieder die Ent-Täuschung des Mitarbeiters, der sich wie Kain fühlt, dessen Opfer Gott nicht annehmen wollte. Die Folgen: Scham, die in Schuld umgewandelt wurde. Der Totschlag Abels ist schließlich nicht so weit entfernt von dem Verhalten eines Mitarbeiters nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, …

Dies soll weder die eine noch die andere Reaktion entschuldigen, sondern lediglich die psychologischen Mechanismen verdeutlichen.

Fazit: Mit Misstrauen verlieren Sie immer. Mit Vertrauen besteht zumindest eine gute Chance auf einen gemeinsamen Erfolg.

Damit Sie diese Chance auch gut nutzen können, sollten Sie zudem die folgende Balance im Auge behalten:vertrauen

Dabei gilt: Eine große Portion Vertrauen und eine kleine Portion Feedback sollten immer an erster Stelle stehen. Wenn Ihr Vertrauen missbraucht wird, können Sie immer noch die Zügel enger ziehen und dies am besten schnell. Nach einer Weile können diese dann wieder lockerer gelassen werden, um dem anderen noch eine zweite Chance zu geben.

Vorsicht, Triangulation!

Stellen Sie sich vor, es ist Mittwoch morgen und Sie sitzen als Führungskraft an Ihrem Schreibtisch. Da klopft es an Ihrer Tür und anschließend tritt ein aufgeregter Mitarbeiter, nennen wir ihn X, herein und beklagt sich über einen Kollegen, nennen wir ihn Y. Die Absicht ist klar: X will Sie auf seine Seite ziehen. Sie sollen Y mal die Leviten lesen, weil dieser viel weniger leistet als X. Das wussten Sie bereits, die Dimensionen und die Auswirkung auf die Stimmung im Team waren Ihnen allerdings bisher noch nicht so klar wie jetzt in diesem Moment. Und da es Ihre Aufgabe als Führungskraft ist, ‚das Schiff wieder auf Kurs zu bringen‘ und Sie auch bereits eine Idee haben, machen Sie sich auf, um die Sache in die Hand zu nehmen.

Vorsicht, Triangulation!

Diese klassische Situation kennen Sie sicherlich in der einen oder anderen Version nur zu genau. Mit Hilfe desDrama-Dreiecks aus der Transaktionsanalyse lässt sich verdeutlichen, wie leicht v.a. Führungskräfte dazu manipuliert werden, in einen Konflikt, den Mitarbeiter untereinander haben, hineingezogen triangulation.jpgzu werden. Das Drama-Dreieck greift dabei auf drei Rollen aus der Transaktionsanalyse zurück:

  • Ankläger (in der Transaktionsanalyse das strafende Eltern-Ich),
  • Retter (das fürsorgliche Eltern-Ich) und
  • Opfer (das entweder unterwürfige oder trotzige Kind).

Diese drei Typen haben Ihren Ursprung in unserem biologischen Gerüst, das ich bereits im Rahmen des ThemasKooperationen verdeutlicht habe.

Wenn wir nun wieder an unsere Situation denken wird deutlich: Hier gibt es einen Ankläger (X) und ein Opfer (Y). Was noch fehlt ist der Retter. Und den sollen offensichtlich Sie spielen.

Aber Halt! So einfach ist es nun doch nicht. Denn die Rollen in Konflikten besitzen die Eigenschaft zu wandern. D.h. Y war vielleicht früher auch Ankläger oder Täter, und wenn nur, weil er weniger leistet als die anderen. X wurde damit durch seine Mehrarbeit zum Opfer. Wenn Sie nun die Rolle des Retters für X übernehmen, werden sie gleichzeitig zum Ankläger von Y. Damit befinden Sie sich sehr schnell in einem Spiel, das Sie bald nicht mehr im Griff haben. Denn auch Y könnte, wenn Sie X (oder das Team) retten wollen, zum Ankläger von Ihnen werden. Und X könnte Sie später ebenso anklagen, wenn Sie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr so beherzt eingreifen wie jetzt.

Was hier folglich fehlt ist das reife Erwachsenen-Ich, das weder anklägt, noch trotzt, noch flüchtet, noch beschützt, sondern seinen eigenen Beitrag im System sieht und für sein Handeln die Verantwortung übernimmt. Wir könnten auch sagen: Es fehlt ein Regisseur, der zwar Prozesse anstößt, aber dennoch im Hintergrund bleibt.

Lösungsansätze

Führungskräften bieten sich als Regisseur folgende Lösungsansätze, um die verschiedenen Parteien zurSelbstverantwortung zu bewegen:

  • ‚Opfer‘ brauchen Sicherheit. Am besten funktionieren hier eine Art Verselbständigungs- und Empowerment-Plan mit einem lösungsorientierten Ansatz: In welchen Bereichen sind bereits Kompetenzen vorhanden? Was kann das ‚Opfer‘ bereits gut? Was kann stufenweise aufgebaut werden? Damit wird deutlich, dass ‚Opfer‘ nicht mit Samthandschuhen angefasst werden sollten. Dies würde Reifungen und Selbstverantwortung eher verhindern als fördern.
  • Ankläger brauchen Verantwortung. Wo können sie diese bekommen und wo ist ein übertriebener Einsatz von Macht in seiner Wirkung Fehl am Platz? Ein sehr guter Ansatz ist die Unterscheidung von Absicht und Wirkung: Eine Mitarbeiterin, die häufig Fehler macht noch mehr unter Druck zu setzen, damit die Fehler aufhören ist von der Absicht nachvollziehbar. Die Wirkung allerdings ist idR wenig berauschend.
  • Retter (oftmals finden sich auch in Teams eine Menge Retter) brauchen die Einsicht, dass ihr Retten das Opfer in die Abhängigkeit treibt. Auch hier verfehlt das gutgemeinte Handeln (die Absicht) meist seine Wirkung. Dennoch könnte der Retter aufgrund seiner Empathiefähigkeit Hilfestellungen bei der Erfüllung eines Stufenplans übernehmen.

Feedback als Egoismus?

Das etwas andere Feedback

Der Mediator und Begründer der Gewaltfreien Kommunikation Marshall B. Rosenberg erzählte einmal eine Anekdote, wie der Teilnehmer eines Seminars nach dem Training auf ihn zukam und meinte:“Marshall, You are great!“

Rosenberg erwiederte darauf ganz trocken:“Doesn’t help!“

Nachdem der Teilnehmer ein wenig perplex vor dieser unerwartet rüden Rückmeldung stand, hakte Rosenberg nach:“Was habe ich getan, um Dir Dein Leben zu erleichtern? Anders formuliert: Welches Bedürfnis konnte ich bei Dir befriedigen, damit Du Dich jetzt wohler als zuvor fühlst?“

Will sagen: Wir sind nicht einfach nur großartig. Wir sind nicht einfach nur Führungskräfte. Wir sind gut, weil wir etwas bestimmtes tun, das anderen hilft, besser mit Ihren Aufgaben zurechtzukommen.

Nach dieser Definition ist eine gute Führungskraft jemand, der seinen MitarbeiterInnen genau die Anweisungen, Anleitungen, Hilfestellungen, Rückmeldungen oder Zuhöreinheiten gibt, die dieser Mitarbeiter braucht, um sich sicher zu fühlen, Klarheit über einen Prozessablauf zu haben, sich beteiligt zu fühlen oder seine Ideen anbringen zu können.

Wenn wir diesen Zusammenhang umdrehen, wird deutlich, dass auch MitarbeiterInnen etwas geben können (und natürlich sollten), dass Ihnen Ihre Arbeit erleichtert. Auch MitarbeiterInnen haben etwas zu bieten, das Ihren Bedürfnissen nach guter Leistung, hoher Qualität, langfristigen Kundenbindungen, Kreativität oder Arbeitsentlastung zupass kommt.

Damit wird auch deutlich, dass Feedbacks immer eine egozentrische Angelegenheit sind. Sie geben jemandem eine Rückmeldung, weil er etwas getan hat, das nach Ihren Maßstäben gut war. Und warum war es gut? Weil Sie nicht mehr nachkontrollieren müssen! Weil Sie erleichtert sind, diesem Mitarbeiter vertrauen zu können, usw. Damit haben Sie eine Menge Zeit gespart und werden auch in Zukunft viel viel Zeit sparen. Keine Anrufe mehr nach Dienstschluss. Und kein kleinliches 10-mal-am-Tag-Nachhaken, um sicher zu gehen, dass ein Key-Account-Kunde auch wirklich zufrieden ist. Damit wurden ganz klar verschiedene Bedürfnisse von Ihnen befriedigt: Bedürfnisse nach Sicherheit, nach Klarheit, nach Verlässlichkeit, nach Leistung, usw.

Diese Bedürfnisbefriedigungen im Sinne eines „Danke, dass ich mich auf Dich verlassen kann“ lassen sich wiederum wunderbar in eine Rückmeldung einbauen.

Kontrolle ist gut, Balance ist besser

Wie Sie es schaffen, übermotivierte Mitarbeiter elegant auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen?

Haben wir wirklich die Kontrolle, die wir zu glauben haben?

Eine nähere Betrachtung mit dem Thema Risiken und Ungewissheiten macht deutlich, dass dem bei weitem nicht so ist. Trotz aller Diagnosen, Zukunftsprognosen und seismografischen Messungen wissen wir können wir uns niemals 100%ig sicher sein, wie sich die nächsten Bundestagswahlen auf den Aktienmarkt auswirken, ob wir auf der nächsten Dienstreise einen Unfall haben werden, ob der neue Chef auch in drei Jahren noch da sein wird und wann das nächste Erdbeben kommt. Wir können mit Wahrscheinlichkeiten rechnen und Vermutungen anstellen. Aber wissen? Das steht auf einem anderen Blatt.

Und dennoch, gerade wenn Stolz und Ehre und im Hintergrund auch das eigene Verlangen nach Sicherheit und Klarheit auf dem Spiel stehen, tendieren insbesondere Kronprinzen-Mitarbeiter dazu, Ihre Fähigkeiten und ihre Kontrolle zu überschätzen. Ein Alltagsbeispiel, das allerdings auch für die meisten anderen Menschen gilt macht dies überdeutlich: Die meisten Menschen fühlen sich im eigenen Auto wesentlich sicherer als im Flugzeug, obwohl die Gefahr eines tödlichen Unfalls im Auto um einiges höher ist. Warum? Sie haben das Gefühl, im Auto alles im Griff zu haben, während im Flugzeug die Kontrolle abgegeben wird. Eine recht trügerische Illusion, wie die Statistiken belegen.

Fragen Sie einen optimistischen, selbstsicheren Mitarbeiter, wie seine Zukunft aussehen wird: „Rosig!“ wird er mit großer Sicherheit antworten.

Doch wie schaut es aus, wenn wir den Blick nach hinten in die Vergangenheit wagen? Dann tauchen mit einem Mal all die kleinen und größeren Unebenheiten auf, die wir weder vorausahnen können noch wollen: Krankheiten, Unfälle, Kündigungen, Insolvenzen sowie neue Chefs und Kollegen, an die wir uns erst gewöhnen müssen.

Dass dabei die vermeintlich negativen Begebenheiten nicht immer schlecht sein müssen, zeigt sich meist erst im nachhinein. Denn die Hindernisse machen uns zu genau dem, was wir heute sind. Daher sollten Hindernisse liebevoll umarmt werden.

Stellen Sie sich nur einmal vor, Sie wären auf die Welt gekommen und hätten alles umsonst auf dem Silbertablett bekommen. Davon abgesehen, dass dies ziemlich schnell langweilig wird, hätten Sie sich in Folge kaum weiterentwickeln können. Denn ein Aspekt von Lebewesen ist schließlich die Reaktion auf Außeneinflüsse und damit das persönliche körperliche und psychische Wachstum.

Es ist also unvermeidbar, dass es auch mal bergab geht. Der Fall des Ikarus wird damit unvermeidbar. Und damit gleicht die Motivation einem Pendel, das zuerst extrem in die eine Richtung, anschließend jedoch in die andere ausschlägt. Ein Pendel, das stark an den Schweinezyklus an der Börse erinnert: Erst heißt es Wachstum, Wachstum, Wachstum. Und dann, wenn alle vergessen haben, das der natürliche Zyklus auch mal nach unten führen muss, geht es ganz tief in den Keller! Oder wie Manfred Krug einmal zu zu einem erbosten Telekom-Aktionär gesagt haben soll:“Der Aktienkurs, mal ist er hoch, mal ist er niedrig, genauso wie der der Arsch vom Friedrich!“

Um eines ganz deutlich zu machen: Hier geht es nicht darum, die Übermotivierten auszubremsen, sondern vielmehr darum, eine realistische Sicht auf die Dinge zu vermitteln.

Um den Ausschlag des Pendels auf die negative Seite zu vermeiden, sollten wir folglich von einer übertriebenen Kontrollillusion wegkommen. Denn eines sollte ebenso klar sein: Ein klein wenig Kontrollillusion ist absolut hilfreich zur Psychohygiene der Mitarbeiter. Denn genau diese Rosa-Brilligkeit ermöglichst es den Mitarbeitern, auch risikoreiche Aktionen anzugehen.

Was es braucht ist eine gute Balance zwischen dem, was die Mitarbeiter tatsächlich kontrollieren können und dem, was der Zufall mitbringen wird. Damit wird die Kontrollillusion keinesfalls entfernt, sondern vielmehr neu geordnet. Denn auch dies führt zu einer Aufrechterhaltung der Sicherheit und Klarheit, allerdings dieses mal in einer realistischeren Form.

Tipp: Finden Sie eine gute Balance zwischen Kontrolle und Zufall

Gehen Sie mit Ihren Mitarbeitern alle Faktoren einer Aufgabe durch und untersuchen, bei welchen Teilaspekten sie die Kontrolle haben bzw. was sie für eine gute Kontrolle tun können und bei welchen der Zufall eine Rolle spielt.