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Der Ursprung der Pause

Letztlich geht jede Pause, die wir machen auf unseren Sonntag bzw. den jüdischen Sabbat zurück.  Gott musste jedoch nicht ruhen, weil es so anstrengend war, sondern um die Welt ruhen zu lassen.

Die Definition von Arbeit laut Talmud ist nicht, etwas zu erschaffen, sondern sich in ein (soziales) Gefüge einzumischen, d.h. etwas zu verändern. Doch da Veränderungen oftmals Konflikte nach sich ziehen, ist es wichtig, die Veränderungen in regelmäßigen Abständen ruhen zu lassen, um wieder inneren Frieden zu finden.

Im alten Babylon war der Sabbat allerdings ein dem Saturn,  dem Gott der Zeit und des Todes, gewidmeter Tag der Selbstbestrafung und Trauer. Das bekannte Bild von Goya verdeutlicht, wie furchterregend der Saturn für die Menschen ist.

Dass der Saturn früher am Sabbat verehrt wurde, zeigt sich auch heute noch im englischen Begriff Saturday.

Der biblische Sabbat hingegen wurde zum Tag der Ruhe und des Friedens. Ein Tag, an dem die Zeit still steht, da niemand etwas tut und damit die Zeit anhält. Damit wurde der Sabbat bzw. unser Sonntag zum kompletten Gegenteil der vorherigen Huldigung des Saturn.

Sicherlich dienen Pausen, insbesondere der Sonntag, der Erholung und Regeneration. Doch der Gedanke, nicht nur passiv, sondern auch aktiv inne zu halten und sich das Erschaffene anzusehen und der Gedanke, Veränderungen Raum zu geben (mindestens 1/7) ergänzt den Erholungsgedanken um etwas absolut Wesentliches. Pausen werden damit zur Aktivität auf einer ganz neuen Ebene. Anstatt von Saturn, oder auch Chronos, verdaut zu werden, der wie unsere Armbanduhren stetig die eigenen, gerade eben geborenen Kinder bzw. Sekunden, frisst, sollten wir es uns gönnen, das Erschaffene selbst zu verdauen und unsere eigenen Schöpfungen zu genießen.

Literatur: Erich Fromm: Märchen, Mythen, Träume

Vorsicht, Triangulation!

Stellen Sie sich vor, es ist Mittwoch morgen und Sie sitzen als Führungskraft an Ihrem Schreibtisch. Da klopft es an Ihrer Tür und anschließend tritt ein aufgeregter Mitarbeiter, nennen wir ihn X, herein und beklagt sich über einen Kollegen, nennen wir ihn Y. Die Absicht ist klar: X will Sie auf seine Seite ziehen. Sie sollen Y mal die Leviten lesen, weil dieser viel weniger leistet als X. Das wussten Sie bereits, die Dimensionen und die Auswirkung auf die Stimmung im Team waren Ihnen allerdings bisher noch nicht so klar wie jetzt in diesem Moment. Und da es Ihre Aufgabe als Führungskraft ist, ‚das Schiff wieder auf Kurs zu bringen‘ und Sie auch bereits eine Idee haben, machen Sie sich auf, um die Sache in die Hand zu nehmen.

Vorsicht, Triangulation!

Diese klassische Situation kennen Sie sicherlich in der einen oder anderen Version nur zu genau. Mit Hilfe desDrama-Dreiecks aus der Transaktionsanalyse lässt sich verdeutlichen, wie leicht v.a. Führungskräfte dazu manipuliert werden, in einen Konflikt, den Mitarbeiter untereinander haben, hineingezogen triangulation.jpgzu werden. Das Drama-Dreieck greift dabei auf drei Rollen aus der Transaktionsanalyse zurück:

  • Ankläger (in der Transaktionsanalyse das strafende Eltern-Ich),
  • Retter (das fürsorgliche Eltern-Ich) und
  • Opfer (das entweder unterwürfige oder trotzige Kind).

Diese drei Typen haben Ihren Ursprung in unserem biologischen Gerüst, das ich bereits im Rahmen des ThemasKooperationen verdeutlicht habe.

Wenn wir nun wieder an unsere Situation denken wird deutlich: Hier gibt es einen Ankläger (X) und ein Opfer (Y). Was noch fehlt ist der Retter. Und den sollen offensichtlich Sie spielen.

Aber Halt! So einfach ist es nun doch nicht. Denn die Rollen in Konflikten besitzen die Eigenschaft zu wandern. D.h. Y war vielleicht früher auch Ankläger oder Täter, und wenn nur, weil er weniger leistet als die anderen. X wurde damit durch seine Mehrarbeit zum Opfer. Wenn Sie nun die Rolle des Retters für X übernehmen, werden sie gleichzeitig zum Ankläger von Y. Damit befinden Sie sich sehr schnell in einem Spiel, das Sie bald nicht mehr im Griff haben. Denn auch Y könnte, wenn Sie X (oder das Team) retten wollen, zum Ankläger von Ihnen werden. Und X könnte Sie später ebenso anklagen, wenn Sie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr so beherzt eingreifen wie jetzt.

Was hier folglich fehlt ist das reife Erwachsenen-Ich, das weder anklägt, noch trotzt, noch flüchtet, noch beschützt, sondern seinen eigenen Beitrag im System sieht und für sein Handeln die Verantwortung übernimmt. Wir könnten auch sagen: Es fehlt ein Regisseur, der zwar Prozesse anstößt, aber dennoch im Hintergrund bleibt.

Lösungsansätze

Führungskräften bieten sich als Regisseur folgende Lösungsansätze, um die verschiedenen Parteien zurSelbstverantwortung zu bewegen:

  • ‚Opfer‘ brauchen Sicherheit. Am besten funktionieren hier eine Art Verselbständigungs- und Empowerment-Plan mit einem lösungsorientierten Ansatz: In welchen Bereichen sind bereits Kompetenzen vorhanden? Was kann das ‚Opfer‘ bereits gut? Was kann stufenweise aufgebaut werden? Damit wird deutlich, dass ‚Opfer‘ nicht mit Samthandschuhen angefasst werden sollten. Dies würde Reifungen und Selbstverantwortung eher verhindern als fördern.
  • Ankläger brauchen Verantwortung. Wo können sie diese bekommen und wo ist ein übertriebener Einsatz von Macht in seiner Wirkung Fehl am Platz? Ein sehr guter Ansatz ist die Unterscheidung von Absicht und Wirkung: Eine Mitarbeiterin, die häufig Fehler macht noch mehr unter Druck zu setzen, damit die Fehler aufhören ist von der Absicht nachvollziehbar. Die Wirkung allerdings ist idR wenig berauschend.
  • Retter (oftmals finden sich auch in Teams eine Menge Retter) brauchen die Einsicht, dass ihr Retten das Opfer in die Abhängigkeit treibt. Auch hier verfehlt das gutgemeinte Handeln (die Absicht) meist seine Wirkung. Dennoch könnte der Retter aufgrund seiner Empathiefähigkeit Hilfestellungen bei der Erfüllung eines Stufenplans übernehmen.