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Feedback als Heißgetränk

Als ich vorgestern in den Seminarpausen vor einem Kaffeeautomaten stand, kam mir die Idee, dass die verschiedenen Möglichkeiten eines Heißgetränks eine passende Metapher dafür sind, wie jemand gerne Rückmeldungen bekommt. Immerhin gibt uns auch Koffein einen Schub im Alltag:

  • Cafe schwarz: Sag’s mir direkt und ohne Schnörkel.
  • Cafe creme: Feedback ist OK, aber ein wenig Lob wäre auch schön.
  • Cappuccino: Zu einem guten Feedback gehört auch viel Lob.
  • Espresso: Fass dich kurz.
  • Kakao: Ich brauche viel Lob.
  • Heißes Wasser: Gib mir eine Rückmeldung. Aber ich wähle selber aus, was ich damit mache (Schwarztee, Grüntee, …).

Die Grundregel könnte lauten: Je bitterer, desto kritischer und je süßer, desto positiver.

Faule Gen Z versus verantwortungslose Boomer

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Ich wurde dieses Jahr schon locker 3 mal gefragt, ob ich „Irgendwas zum Thema Generation Z“ mache. Warum ticken die so? Warum sind die so unmotiviert? Wollen die überhaupt noch arbeiten?

Ich kann die Führungskräfte ja verstehen. Auf der einen Seite der Personalmangel und auf der anderen Seite Bewerber*innen, die schon zum Vorstellungsgespräch in zerrissenen Pullovern auftauchen. Auch wenn meine jüngere Tochter meint, das wäre keine Respektlosigkeit, sondern Style, ist es wohl schwierig das Verhalten junger Menschen zu deuten, wenn man aus einer anderen Ära kommt.

Dennoch lehne ich jedesmal dankend ab. Weil ich weiß, wie das abläuft. Die Erwartungshaltungen sind in etwa so hoch wie die Bereitschaft das eigene Verhalten und die eigenen Strukturen kritisch zu hinterfragen. Weil die Generationenfrage oft noch mehr Öl ins Feuer gießt. Weil die Signalwirkung seltsam ist: „Wir sprechen in einem Seminar über eine ganze Geneneration“. Was wäre, wenn es auch ein Seminar für junge Mitarbeiter*innen gäbe mit dem Titel „Zum Umgang mit Boomer-Führungsräften“?

Zudem waren Generationen immer schon unterschiedlich. Hätten Führungskräfte früher einen Menschen mit kaputtem Pullover vor sich gehabt, wäre das Bewerbungsgespräch in den meisten Fällen sehr kurz ausgefallen. Heute jedoch haben wir Personalmangel. Früher gab es jedoch kein Tiktok. Ich bin mir sicher, dass es zu jeder Zeit Menschen gab, die beim Gedanken an einen Vollzeitjob mental kurz vor einem Burn-out standen. Die machten jedoch kein Video darüber.

Natürlich sieht die junge Generation die Welt anders als ältere Generationen. Sie wurde schließlich anders geprägt. Wäre es nicht seltsam, wenn all die Umweltkatastrophen, die Unbezahlbarkeit eines Hausbaus, Carsharing, Corona, usw. junge Menschen nicht prägen würde? Von der Digitalisierung ganz zu schweigen. Prägungen gab es jedoch schon immer. Daraus ein eigenes Seminar zu machen, halte ich für übertrieben. Wie wäre es stattdessen mit einer offenen Dialog-Runde? Miteinander statt übereinander reden.

Oder aber Unternehmen und Führungskräfte reflektieren über eine gute Führung, Mitsprachemöglichkeiten und flachere Strukturen. Denn das ist letztlich genau das, was junge Menschen wollen: Gefragt und ernst genommen werden. Aber auch das war schon immer so. Nur dass junge Menschen im Unterschied zu früher weniger laut waren.

Improvisieren als Zukunftskompetenz, Teil 2

Das eigene Ego zähmen

Ich gebe es zu. Ich hatte es leicht. Mit einem Abitur von 3,2 fiel es mir leicht, mich nicht auf meinen Lorbeeren auszuruhen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als meine Kompetenzen durch das Ausprobieren neuer Wege und Ideen (Stichwort Kochkünste) stetig zu erweitern. Das ging nicht von heute auf morgen, sondern dauert immer noch an. Wenn ich zu einem Zwei-Tages-Seminar fahre, bereite ich die ersten beiden Stunden zu 100% vor, den Rest des ersten Tages zu 80% und am Abend wird das Grundgerüst des zweiten Tags verfeinert. Hier nicht zu improvisieren und das Programm an die Bedürfnisse meiner Teilnehmer*innen anzupassen wäre respektlos.

Machen wir es in Gesprächen nicht genau so? Oder schreiben Sie sich einen Ablaufplan auf einen Zettel und beharren darauf, alles genau so zur Sprache zu bringen, wie Sie es sich vorgestellt haben, auch wenn das Gespräch eine andere Wendung nimmt? Eben.

Planen beinhaltet den Wunsch, zu agieren ohne gestört zu werden. Improvisieren jedoch bedeutet mit der Welt zu interagieren.

Nun hatten einige da draußen weniger Glück als ich und wurden mit einem großen Talent geboren, weshalb sie es zu Beginn nicht nötig hatten, zu improvisieren und damit Neues dazu zu lernen. Dies kann lange gut funktionieren. Meist ist jedoch spätestens zum Ende der Schulzeit Schluss damit. Doch dann – in der Universität oder der Schule des Lebens – sind andere Dinge gefragt. Unser geschultes (!) Ego sagt jedoch:

  • Schaff’ es alleine: Wer sich gut vorbereitet, muss niemanden um Rat fragen. Fragen ist peinlich. → Schade Ego: Lernchance verpasst, zumal ein improvisiertes Lernen in der Gruppe einen großen Spaß machen kann.
  • Sei perfekt: Nur die Perfekten werden geliebt. Vermeide Fehler. Plane rechtzeitig und zu 100 %. Erst dann läuft ein Projekt reibungsfrei ab. → Schade Ego: Wer immer versucht perfekt zu sein, macht nur das, was er oder sie schon kennt und lernt nichts dazu.
  • Tritt niemandem auf die Füße: Es gibt dort draußen ohnehin schon so viele unverschämte Menschen. Da halte ich lieber meinen Mund, um die Harmonie in der Gruppe aufrecht zu erhalten. → Schade Ego: Wer niemandem auf die Füße treten will, hat Angst vor spontanen Ideen, die zu schnell kommen, um noch auf soziale Verträglichkeit geprüft zu werden. Und vielleicht sind manche ausgesprochenen Gedanken weniger schlimm als wir glauben.
  • Hab alles im Griff: Sei souverän. Zeig keine Schwächen. Zu improvisieren kann mächtig daneben gehen. Dann lieber abwarten und noch mehr Informationen einholen. → Schade Ego: Wer souverän bleiben will, scheut sich vor wackeligen Improvisationen. Das potentielle Scheitern bringt zu viel Spannung mit.
  • Sei zuverlässig: Improvisieren ist etwas für Leute, die sich nicht gut vorbereitet haben. Will ich wirklich, dass mein Umfeld mich für unzuverlässig hält? → Schade Ego: Wer immer zuverlässig sein will, orientiert sich nur noch an den Bedürfnissen anderer und verliert den Blick für die eigenen Bedürfnisse.

Wie also kann es gehen vom eigenen Ego beziehungsweise dessen antizipierter Wirkung auf andere zum Improvisationskünstler zu werden?

Üben, üben, üben

Sich sein Ego bewusst zu machen ist ein erster wichtiger Schritt. Es geht aber auch vollkommen unpsychologisch über Handlungen:

  • Laden Sie Leute ein und bereiten nichts vor.
  • Laden Sie Leute ein, von denen Sie denken, sie würden nicht harmonieren oder von denen Sie wissen, dass sie einen Streit miteinander hatten.
  • Fahren Sie ohne Navigationsgerät mit dem Auto durch die Gegend.
  • Weg mit Google-Maps. Lassen Sie sich durch eine fremde Stadt treiben und von den Läden inspirieren.
  • Buchen Sie ein Flugticket auf eine Insel und lassen Sie sich dort überraschen.
  • Bereiten Sie für die nächste Präsentation nur die allerwichtigsten Charts vor und füllen den Rest der geplanten Zeit mit Diskussionsfragen, deren Ergebnisse Sie elegant moderieren.
  • Bestellen Sie ein Gericht, das Sie noch nie gegessen haben.
  • Machen Sie im Urlaub das Gegenteil von dem, was alle machen. Alle gehen an den Strand oder besichtigen einen berühmten Dom. Sie machen eine Flusswanderung oder setzen sich in ein Cafe und beobachten das wilde Treiben vor dem Domplatz.
  • Kaufen Sie ein 2-für-1-Essensgutscheinbuch, bei dem das zweite Gericht umsonst ist und probieren neue Restaurants aus.

Dieser Artikel wurde in leicht veränderter Form aus dem eBook „Wie kompetent muss ich sein?“ (externer Link) entnommen.

Kritisch denken, optimistisch handeln

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In einer Welt voller Ungerechtigkeiten stelle ich mir regelmäßig die Frage, ob ich lieber pessimistisch oder optimistisch sein sollte. Soll ich pessimistisch sein, um den Antrieb zu haben, etwas zu verändern? Oder optimistisch, weil ich ansonsten depressiv werde und der Pessimismus (Stichwort: Deutschland geht unter) uns alle stimmungsmäßig nach unten zieht?

Neulich bin ich über einen Satz den italienischen Kommunisten Antonio Gramsci gestoßen: Pessimismus des Denkens und Optimismus des Willens. Ein schöner Satz, der dieses Dilemma auf den Punkt bringt: Immer schön skeptisch bleiben, aber gleichzeitig an Veränderungen glauben. Sich also nicht in seinem Pessimismus suhlen, sondern eine negative Sicht auf die Welt zum Anlass nehmen, etwas zu verändern.

Leider ist es nicht ganz so einfach. Genau genommen sind sogar manche Pessimisten verkappte Optimisten, wenn sie davon schwadronieren, wie degeneriert die Welt ist, wir jedoch einiges dafür tun können, die Menschheit noch zu retten, beispielsweise durch die Entwicklung eines neuen, gesunden Menschen, inklusive Konzentrationslagern, Gulags und Euthanasieprogrammen. Ein solcher teleologischer, zielfokussierter Optimismus auf der Basis eines extremen Idealismus ist selbstredend gefährlich. Doch auch im Kleinen kann zu viel Optimismus schädlich sein, wenn wir daran glauben, die Welt zu beherrschen. Dass Ingenieure aus Dubai Regen machen können, mag eine feine Sache für den Wüstenstaat sein. Die langfristigen Folgen jedoch sind kaum abschätzbar. Auch der Optimismus hinter einer Zero-Covid-Vision ist nicht durchzuhalten ohne umfassende soziale Kollateralschäden. Kritische Stimmen sind bei zu hohem Idealismus zudem eher unerwünscht.

Der Philosoph Karl Popper entwickelte daher den Kritischen Rationalismus als skeptischen Regulator gegenüber den negativen Auswüchsen eines überbordenden Zukunftsoptimismus. Tatsächlich ist ein kritischer, aufgeklärter und damit im Grund pessimistischer Geist das zentrale, regulierende Element gegen einen Optimismus, der zu sehr von sich überzeugt ist und aufgrund seiner blinden Flecken in sein eigenes Verderben rennt. Optimismus sollte daher immer offen und konstruktiv sein.

Nehmen wir Optimisten und Pessimisten genauer unter die Lupe haben wir es mit zwei Arten von Pessimisten und zwei Arten von Optimisten zu tun:

  • Defensive Pessimisten, typische Jammerer, setzen in sich selbst geringe Erwartungen in der Hoffnung nicht enttäuscht zu werden. Glücklich sind sie dennoch nicht.
  • Aggressive Pessimisten, typische Grantler und Nörgler, stehen Neuerungen skeptisch gegenüber und wollen auch ihr Umfeld davon abbringen, etwas Neues auszuprobieren. Während defensive Pessimisten grundsätzlich von der eigenen Inkompetenz ausgehen, fühlen sich aggressive Pessimisten wohl in ihrer Rolle des Mahners. Sie haben sich mit dem Status Quo arrangiert und fühlen sich in dem, was sie tun und können kompetent. Diese Kompetenz würden sie am Ende einbüßen, wenn sie sich anpassen müssten.
  • Naive Optimisten glauben daran, dass alles möglich ist, wenn man nur fest genug daran glaubt. Für jemanden, der es sich wie Elon Musk leisten kann, Millionen von Dollar in die Luft zu pusten, mag dies eine gangbare Strategie sein. Für die meisten von uns könnte dies in den Ruin führen.
  • Realistische Optimisten schließlich haben eine positive Vision von ihrer Zukunft, wissen aber auch, dass zu deren Erreichen eine Menge Arbeit gehört. Skeptische und damit kritische Stimmen sind hier eindeutig erwünscht.

Spielen wir die vier Typen anhand einer chronischen Krankheit durch:

Ein defensiver Pessimist mit einer schweren Krankheit meidet jegliche Konfrontation mit der Krankheit. Er verschließt die Augen und schont sich weitgehend, verbietet sich jedoch Mut machende Momente im Leben, weshalb er mit seiner Krankheit dahindümpelt.

Ein aggressiver Pessimist mit einer schweren Krankheit gibt sich auf und erhöht dadurch das Risiko, tatsächlich an seiner Krankheit zu sterben. Er sagt sich: „Jetzt ist es eh schon egal“ und achtet nicht mehr auf eine gesunde Lebensweise.

Ein aggressiver Optimist mit einer schweren Krankheit versucht alles, um seine Krankheit zu bezwingen. Eine klare Strategie steht jedoch nicht dahinter. Vielleicht landet er einen Glückstreffer bei einer Wahrsagerin oder auch nicht.

Ein realistischer Optimist mit einer schweren Krankheit hingegen glaubt fest daran, wieder gesund zu werden, weiß jedoch, dass dazu eine gesunde Ernährung, liebevolle gute Freunde und eine maßvolle sportliche Betätigung nicht die schlechtesten Rezepte zur Genesung sind.

Das gleiche gilt für alle Bereiche des Lebens: Wer Erfolg im Leben und im Beruf haben will, sollte fest daran glauben und sich dann einen Plan zur Zielerreichung machen. Klappt es nicht, sollte ich aus meinem Scheitern zumindest etwas gelernt haben.

Es geht also nicht darum, Optimisten gegen Pessimisten auszuspielen, wie es in dem alten Witz heißt: Der Optimist meint, wir leben in der besten aller Welten, worauf der Pessimist entgegnet, dass das wohl stimmt. Stattdessen sollten wir uns fragen, ob wir in der besten aller vorstellbaren Welten leben. Oder um noch einmal mit Antonio Gramsci zu sprechen: Kritisch denken und optimistisch handeln. Würden wir nicht daran glauben, etwas in der Welt zu verbessern, wären wir kein Optimist. Das kritische Denken jedoch hilft uns dabei, Verbesserungspotentiale überhaupt zu erkennen.

Dieser Artikel wurde in leicht veränderter aus dem eBook „Wie kompetent muss ich sein?“ (externer Link) entnommen.

Über Geheimnisse

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Geheim bedeutete für Martin Luther „zu unserem Heim gehörend“. Das Private sollte heimlich sein, während das Öffentliche den Menschen früher oft unheimlich vorkam.

Dass das Heimliche unheimlich werden sollte, haben wir der Aufklärung zu verdanken. Denn wenn etwas nicht mehr heimlich passiert, kann es auch nicht mehr verheimlicht werden (Vergewaltigungen in der Ehe bspw.).

Dass jedoch heutzutage alles ent-heimlicht wird, ist andererseits auch wieder unheimlich. Denn Geheimnisse miteinander zu teilen fördert im ursprünglichen Sinn das exklusive Vertrauen zwischen zwei Menschen, sofern es auf Gleichheit beruht. Vielleicht sind Trennung auch deshalb so schmerzhaft, weil die beiden Partner*innen viel exklusives Wissen voneinander haben. Sie haben sozusagen – im besten Fall – tief in die Seele der anderen Person geschaut.

Wird jedoch in digitalen Netzwerken allzu Privates geteilt, könnte dies zu falschen Erwartungen führen, wenn das gleiche Modell als Blaupause hergenommen wird: „Ich teile etwas von mir und erwarte das gleiche von dir“. Was „im Heim“ funktioniert, funktioniert jedoch nicht in der Öffentlichkeit. Zum einen fehlt die Gleichheit. Zum anderen fehlt die Resonanz und damit das gegenseitige Vertrauen. Kein Wunder, dass unsere Diskussionskultur immer vulnerabler wird.